GRÜNE Abgeordnete besuchen digitale Vorreiter

Die Digitaliserung verändert, wie wir arbeiten und produzieren. Die grünen Abgeordneten Matthi Bolte, Wibke Brems und Reiner Priggen haben Vorreiter der Industrie 4.0 im Spitzencluster „it’s OWL“ besucht.

Erleben wir zurzeit eine weitere industrielle Revolution? Die Antworten, die Matthi Bolte, Wibke Brems und Reiner Priggen beim Besuch von Unternehmen der Region Ostwestfalen-Lippe bekommen haben, deuten in eine andere Richtung: Der Weg zur Industrie 4.0 ist vielmehr eine Evolution. Denn die Veränderung wird hier nicht durch einen plötzlichen Umsturz alles Gewesenen erzielt, sondern durch allmähliche, stetige Weiterentwicklung vorhandener Kompetenzen und der Öffnung für die Belange der digitalen Revolution.

Industrie 4.0, das ist der Oberbegriff für die Digitalisierung der Industrie, also eine intelligente, vernetzte und effizientere Produktion. Im Mittelpunkt steht dabei die Interaktion von Mensch und Maschine sowie Maschinen untereinander. Material, Kosten und Zeit sollen durch neue Wege der Fertigung, wie etwa selbstkorrigierende Maschinen, eingespart werden. Dadurch bietet die Digitalisierung Chancen für ökologischeres, weil effizienteres und ressourcensparsameres Produzieren.

Wir GRÜNE wollen die Potenziale der Industrie 4.0 für die Nordrhein-Westfälische Wirtschaft nutzbar machen. So kann auch eine Region mit  hohen Löhnen ein attraktiver Standort bleiben. Die Unternehmen der Region Ostwestfalen-Lippe gehören mit ihren Konzepten zu den Besten in Deutschland und sogar der Welt. Sie wurden gemeinsam beim Spitzencluster-Wettbewerb des Bundes ausgezeichnet und mit insgesamt 40 Millionen Euro gefördert. Wir haben uns bei unserem Besuch davon überzeugt, dass dieses Geld gut angelegt ist und viele weitere Investitionen angestoßen hat. Durch die Zusammenarbeit im Spitzencluster „it’s OWL“ haben auch Konkurrenten gelernt, zusammenzuarbeiten, und verschiedenste regionale Player Wege gefunden, von den Innovationen des jeweils anderen zu profitieren.

In Ostwestfalen Lippe werden Zukunftstechnologien weiterentwickelt. Scherzhaft wird die Region wegen der hier angesiedelten Unternehmen auch Connection Valley genannt. Denn mit den Firmen Phoenix Contact, Wago und Weidmüller sind hier die Weltmarktführer im Bereich der Verbindungs- und Anschlusstechnik ansässig.

Weidmüller, schon über 160 Jahre in Familienhand, legt dabei den Fokus auf Mechatronisierung. Intelligente Maschinen sollen selbst melden, wann sie gewartet werden müssen, und das, bevor der Fehler eintritt. Mit Schrauben von Windrädern, die ihr Drehmoment messen und eine Lockerung melden, ist diese Vorstellung bereits Realität. In naher Zukunft liegen dagegen Maschinen, die ihren Einsatzzeitpunkt vom Energiepreis, also dem Energiedargebot, abhängig machen und so quasi ihre benötigte Energie selbst kaufen.

Phoenix Contact – mit Hauptsitz in Blomberg – beschäftigt weltweit etwa 14.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Weg und Ziel zugleich wird hier die Prozessoptimierung der Produktion gesehen. Vollautomatisierte Fertigungsschritte sollen sich hier mit manuellen, computerassistierten Schritten abwechseln, um die entstehenden Produkte möglichst individuell gestalten zu können. Weil es hierdurch möglich ist, mit wirtschaftlich vertretbarem Aufwand kleine Stückzahlen herzustellen, kann jede Kundin und jeder Kunde die optimale Lösung für das eigene Schaltsystem erhalten, was den Aufbau von Produktionsanlagen erheblich vereinfacht.

Individuelle Gestaltungsmöglichkeit ist auch die treibende Kraft hinter Krause Dimatec, einem erst im Januar gegründeten Unternehmen. Hier beschäftigt man sich mit „additiver Fertigung“, also dem 3D-Druck von Maschinenteilen. Dabei ist  mittlerweile nicht mehr nur eine Herstellung aus Plastik, sondern auch der „3D-Druck“ von Metallen möglich. Mit dieser Methode lassen sich auch geringere Stückzahlen wirtschaftlich herstellen. Durch diese Fertigungsmethode sinkt der Ressourcenverbrauch, weil anders als bei der konventionellen Fertigung deutlich weniger Abfall entsteht. Der Materialeinsatz kann um bis zu 70 Prozent reduziert werden. Das so entstehende geringere Gewicht führt darüber hinaus zu weniger Verschleiß und Energieverbrauch.

Diese Beispiele zeigen: Ostwestfalen-Lippe entwickelt sich mit kreativen und zukunftsfähigen Ideen weiter – hin zur Industrie 4.0.Ein Teil der von uns besuchten Unternehmen nimmt auch die Ausbildung von Nachwuchs selbst in die Hand, denn die Industrie 4.0 stellt neue Anforderungen an den Menschen. So betreibt Weidmüller  eine eigene Akademie und Beckhoff Automation, ein Familienunternehmen mit weltweit 2.800 Mitarbeitern, engagiert sich beim praxisintegrierte Studiengang „Mechatronik/Automatisierung“ am Standort Gütersloh der Fachhochschule Bielefeld. Diese Ingenieursausbildung verknüpft Hochschulstudium mit betrieblicher Praxis, die sowohl die Studierenden als auch die sie ausbildenden und einstellenden Unternehmen sehr gut brauchen können.

Im Rahmen des Besuchs bei Beckhoff wurde auch die globale Verantwortung der Industrie betont. Die deutliche Steigerung der Computerisierung – bis 2020 werden Rechner etwa achtmal so leistungsfähig sein wie heute – kann auch zum Nutzen einer wachsenden Weltbevölkerung sein, etwa indem ihr steigender Energiebedarf durch Digitalisierung abgefedert wird.

Das Fazit zum Spitzencluster „it’s owl“ ist eindeutig: Die vielen gemeinsamen Projekte zwischen den 174 teilnehmenden Unternehmen haben zu einer besseren Vernetzung und zukunftsfähigen Projekten geführt. Auch über das Ende der Förderung hinaus wandeln sich die Zusammenarbeit  und das Verständnis der Region zum Positiven. Bemerkenswert ist, dass durch den Wettbewerb Konkurrenten insbesondere im Bereich der Technologieentwicklung zusammenarbeiten. Gerade dieser regionale Zusammenhalt macht das Besondere des Spitzenclusters aus.

Hiervon können andere Regionen lernen, um die Industrie in ganz NRW startklar für 4.0 zu machen.

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