Safer Internet Day: Cybermobbing – Sicher im Netz

Der „Safer Internet Day“ soll die Sensibilität für das Thema Sicherheit im Internet und in den neuen Medien fördern. In diesem Jahr steht das Thema (Cyber)Mobbing im Fokus. Zum heutigen weltweiten Aktionstag haben sich unsere Abgeordneten Josefine Paul, frauenpolitische Sprecherin, und Matthi Bolte, Sprecher für Netzpolitik, über die Gefahren des Cybermobbings und wie dem begegnet werden kann ausgetauscht.

Hier das Gespräch auch als Video.

Josefine: Cybermobbing soll für die Betroffenen ähnlich belastend sein wie Offline-Mobbing. Ich glaube, dass es zwar unterschiedliche „Tatinstrumente“, sozusagen, sind, aber für die Betroffenen macht es keinen  großen Unterschied, ob das On- oder Offline-Mobbing ist.

Matthi: Ja, das glaube ich auch. Es gibt Untersuchungen, die belegen, dass Menschen, die in der Offline-Welt Mobbingerfahrungen machen, dann auch eher in der Online-Welt gemobbt werden. Etwas über ein Drittel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind von diesem Thema betroffen oder haben schon mal so eine Erfahrung gemacht. Interessant finde ich auch, dass Kinder und Jugendliche eher als Erwachsene die technischen Kompetenzen besitzen, um sich gegen Übergriffe oder unerwünschte Anmachen zu schützen. Obwohl ja eigentlich immer gesagt wird, dass Kinder und Jugendliche in dem Bereich keine Ahnung hätten.

Josefine: Ich glaube, das wäre ein bisschen zu kurz gegriffen. Denn genau diese Kinder und Jugendlichen sind ja die sogenannten Digital Natives, um dieses Wort mal zu benutzen. Da falle selbst ich mit meinen 34 Jahren schon nicht mehr drunter. Die Heranwachsenden haben eine andere Herangehensweise und auch andere Kompetenzen, die nicht zwingend nur von Schule vermittelt werden müssen, sondern die auch tatsächlich im täglichen Gebrauch erlernt werden. Aber ich glaube, dass es trotzdem wichtig ist auch in der Schule und der Jugendarbeit Medienkompetenz zu vermitteln. Außerdem dürfen wir nicht nur auf potenzielle Opfer gucken, sondern müssen auch potenzielle Täter im Blick haben. Man muss mit Kindern und Jugendlichen darüber sprechen: Wie gehen wir eigentlich miteinander um, was bedeutet Respekt und was bedeutet es Grenzen zu überschreiten.

Matthi: Ich glaube, dass es vor allem darum geht Kinder und Jugendliche stark zu machen. Das ist die beste Prävention dagegen, Täter zu werden. Aber der Trend, den wir zurzeit erleben ist, dass der Hass im Netz massiv anwächst und wir uns immer stärker dieser Diskussion stellen müssen. Und dabei steht vor allem die Frage im Raum: Was können wir dagegen tun?
Wir fördern Medienkompetenz seit Jahren sehr erfolgreich in NRW. Der Medienpass NRW zum Beispiel ist ein Programm für Kinder und Jugendliche in den Schulen, das bundesweit als vorbildlich gilt und mehrfach ausgezeichnet wurde. Aber ich glaube, wir brauchen für wirklich krasse Fälle, bei denen es um schwere Beleidigung geht, oder auch um Volksverhetzung, gestärkte Sicherheitsbehörden. Und auch da haben wir jetzt beim LKA, Landeskriminalamt, neue Strukturen geschaffen, die sich genau dieses Themas annehmen.

Josefine: Wenn wir über Begriffe wie Hate-Crime oder Hass-Postings sprechen haben wir Themen wie Rassismus, aber auch Homophobie, sehr stark im Fokus und das ist eine Entwicklung, die ich natürlich sehr gut finde. Was wir aber bislang nicht so stark im Fokus haben und wo wir noch nacharbeiten müssen, auch in Bezug auf die statistische Erfassung, ist die Frage sexistischer Beleidigung. Aber ich sehe es als einen positiven Effekt, den wir in der Netzdebatte haben, dass junge Frauen und Mädchen sich das auch zunutze machen. Wir haben eine Vielzahl von Blogs, in denen Frauen sich zu Wort zu melden, in denen sie bestimmte Themen auf die Agenda  setzen: Die Kampagne #Aufschrei beispielsweise, wo Frauen über Twitter sehr deutlich gemacht haben, welche Erfahrungen sie mit alltäglichem Sexismus haben. Oder mit dem #Ausnahmslos wurde darauf aufmerksam gemacht, dass sexualisierte Gewalt ein alltägliches Phänomen ist. Auf der anderen Seite sehen sich Frauen und Mädchen damit konfrontiert, dass sie oft extrem beleidigt werden und das auf einer extrem sexistischen und übergriffigen Ebene, etwa durch Vergewaltigungsandrohungen. Bislang wird das in der Art und Weise nicht erfasst und ich glaube, dass muss man tatsächlich noch mehr in den Blick nehmen.

Matthi: Wir setzen in NRW mit einer großen Zahl an Projekten als Querschnittsaufgabe inzwischen an. Es ist längst nicht mehr so, dass wir die Frage von Medienkompetenzentwicklung nur den Schulen oder nur den Jugendeinrichtungen überlassen, sondern wir haben viele neue Zielgruppen auf dem Schirm. Wir haben im letzten Jahr beispielsweise mit dem rot-grünen Integrationsplan das Thema Medienkompetenz für Geflüchtete ganz stark voran gebracht. Das sind Themen, bei denen wir die Entwicklung einfach nachvollziehen, dass eben das Online-Leben und das Offline-Leben immer stärker verschmelzen.

Josefine: Deswegen haben wir auch zur Situation von Frauen im Netz einen gemeinsamen Antrag gemacht. Darin geht es zum einen darum, welche Möglichkeiten sich durch die Digitalisierung für Frauen eröffnen, aber auch um die Frage, welche Gewaltformen Frauen im besonderen Maße im Internet erleben. Dafür muss eben nicht nur die Medienkompetenz gendersensibel ausgestaltet werden, weil Mädchen und  Jungen durchaus unterschiedliche Erfahrungen mit Mobbing oder Gewalt im Internet machen. Sondern wir müssen die spezifischen Einrichtungen fit machen. Wir haben in NRW eine sehr gut aufgestellt und gut organisierte Frauen- und Mädchenhilf-Infrastruktur, aber wir wollen die auch noch medienkompetenter machen, auch im Bereich Cybermobbing und Cybersexismus. Es ist wichtig, dass als Querschnittsthema zu begreifen, das in Schule und Jugendarbeit, aber eben auch in der Frauen- und Mädchenhilfe-Infrastruktur behandelt wird.

Kommentar verfassen

Artikel kommentieren


* Pflichtfeld

Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.

Verwandte Artikel