Mit Green IT das Klima schützen

„Green-IT für‘s Klima – Unsere Kommunikation wird grüner!“ ist das Motto des Earth Day, der am Samstag weltweit begangen wird. Damit verweist das Motto auf eine wichtige Frage des digitalen Zeitalters. Immer mehr und leistungsstärkere Geräte werden in Zukunft immer mehr und größere Datenpakete über das Internet versenden. Damit einher geht auch ein wachsender Ressourcen- und Energieverbrauch, der zulasten von Umwelt und Klima geht. Green-IT beschäftigt sich mit diesem Problem. Zum Earth Day beantworte ich einige Fragen zu den Chancen, die sich aus der Anwendung von Green-IT-Ansätzen für den Klimaschutz und für die Ressourcenwende ergeben.

1. Energie sparen bei der Kommunikation?

Matthi Bolte: In der Informations- und Kommunikationsbranche sorgen beispielsweise Rechenzentren und Server für einen hohen und weiter steigenden Energieverbrauch. Ein zentrales Problem ist, dass die Leistungsfähigkeit von Servern und Rechenzentren und damit auch deren Energieverbrauch an den Belastungsspitzen ausgerichtet sind. Die durchschnittliche Auslastung liegt allerdings lediglich zwischen 10 und 20 Prozent des maximal Möglichen. Durch ein verbessertes Lastenmanagement ließe sich schon eine Menge Energie sparen. Ein weiteres Problem stellt die Kühlung von Rechenzentren und Servern dar. Zwischen 35 und 50 Prozent der Energie wird für die Kühlung aufgewandt. Durch modernere Mess- und Kühltechniken sowie bauliche Veränderungen bietet sich ein hohes Einsparpotenzial.
Auf Landesebene können wir bei landeseigenen Rechenzentren und Servern mit gutem Beispiel vorangehen und sie im Sinne von Green-IT umstrukturieren, um langfristig deren Energieverbrauch zu minimieren. Darauf wollen wir GRÜNE in der kommenden Legislaturperiode hinwirken. Wir können auf Landesebene auch im Bereich der Infrastruktur zu einem niedrigeren Energieverbrauch beitragen. Gerade das Kupfernetz ist sehr energieintensiv. Deshalb werden wir in NRW bis 2025 flächendeckend Glasfasernetze auszubauen. Denn eine solche Glasfaserinfrastruktur ist nicht nur den steigenden Datenraten gewachsen und damit leistungsstärker, sondern auch um ein Vielfaches energieeffizienter.

2. Wie kann der Einsatz von Green-IT den Ressourcenverbrauch reduzieren?

Matthi Bolte: Hier sehe ich zwei Ansätze aus der Green-IT, die landespolitisches Handeln sich zu Eigen machen sollte. Zum einen kann der Ressourcenverbrauch in der Informations- und Kommunikationstechnologie selbst reduziert werden, in dem der Ressourceneinsatz über den gesamten Lebenszyklus von Technologien betrachtet wird – das heißt von den verwendeten Materialien bis hin zu Recycling bzw. der richtigen Entsorgung der Materialien.
Zweitens stellt sich die Frage, welche Ressourcen sich durch den Einsatz von Green-IT einsparen lassen. So können zum Beispiel Konferenzen per Video stattfinden, die Anreise der Personen entfällt und so kann der CO2-Ausstoß gesenkt werden. Zudem können durch den Einsatz neuer Technologien Produktionsprozesse optimiert werden. Eines der bekanntesten Beispiele ist sicherlich der 3D-Drucker. Durch dieses additive Fertigungsverfahren werden kaum noch Materialabfälle produziert.

3. Wie kann die Digitalisierung Motor des Klimaschutzes sein?

Matthi Bolte: Digitalisierung ermöglicht einen deutlich schnelleren Austausch von Informationen zwischen Endgeräten aller Art, der zu neuen Verbindungen führen und effizientere Formen der Steuerung in Echtzeit etablieren kann. So lassen sich zum Beispiel durch den Austausch von Daten zur Verkehrsbelastung in Echtzeit Verkehrsströme effizienter lenken und so auch der CO2-Ausstoß reduzieren. Durch neue und schwarmintelligente Mobilitätskonzepte könnte in Zukunft sogar die Zahl der Fahrzeuge auf den Straßen drastisch reduziert werden.
Die Energiewende ist ohne den Einsatz digitaler Technologien undenkbar. Der Einsatz Erneuerbarer Energien erfordert eine viel größere Flexibilität im Lastenmanagement der Stromnetze. Dafür brauchen wir smarte Netze, aber auch  digitale Steuerungselemente bei den Endverbraucher*innen. Diese Themen werden in NRW intensiv erforscht, zum Beispiel in verschiedenen Projekten beim Spitzencluster „it’s OWL“ in Ostwestfalen-Lippe. Genau deswegen haben wir GRÜNE uns auf Landesebene dafür eingesetzt, dass dieses Cluster fortgesetzt wird und schon in den letzten Jahren die Zuschüsse für das Clustermanagement deutlich angehoben.
Auch im Bereich der wirtschaftlichen Wertschöpfungsketten wird durch den Einsatz von digitalen Technologien in Zukunft der Energieverbrauch reduziert und die Ressourceneffizienz gesteigert. So können Ersatzteile in Zukunft nach Bedarf mit dem 3D-Drucker hergestellt werden. Dafür müssen nur noch Datensätze gespeichert und transportiert werden und große Lager sowie aufwendige Logistik entfallen. Durch immer exaktere Sensorik lässt sich zudem gewährleisten, dass Teile erst dann ausgetauscht werden, wenn sie wirklich defekt sind.
Auch Produkte werden durch den Einsatz von sogenannten „Cyber-physischen Systemen“ (kurz: CPS) immer „smarter“ und können eigenständig kommunizieren. So lassen sich Produktionsprozesse effizienter aufeinander abstimmen, Fehler reduzieren und der Lebenszyklus besser nachvollziehen. Das alles zeigt: Durch die Digitalisierung wird die Zukunft grün!

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