Heute war ich im Rheinland unterwegs, genauer im Kreis Düren. Mit der #weltbewegen Tour war ich gemeinsam mit Marita Boslar von den Jülicher GRÜNEN erst beim Projektträger Jülich und dann beim Aldenhoven Testing Center. Wie meist im Rahmen der Tour war ich mit dem Auto unterwegs und fuhr auf dem Hinweg von Düsseldorf aus am Tagebau Garzweiler vorbei. Den zu sehen, finde ich immer beklemmend, aber in diesen Tagen besonders: Zum einen, weil wir dort in dieser Woche durch den Abriss des Immerather Doms mit ansehen müssen, wie jahrhundertealte Heimat einfach plattgemacht und verheizt wird – und währenddessen Union und SPD das Klimaziel 2020 aufgeben, obwohl es machbar wäre. Zum zweiten aber konkret wegen der Tour: Ich besuche diejenigen, die Zukunft gestalten, und dafür muss ich erstmal an der Vergangenheit vorbei. Und wir brauchen mehr Menschen mit dem Mut, etwas bewegen zu wollen, dann klappt es hoffentlich auch endlich mit dem Kohleausstieg.
Der Projektträger Jülich unterstützt mit seinen 1.100 Mitarbeiter*innen Wissenschaftler*innen und Unternehmen dabei, diverse Forschungsprogramme des Bundes und der Länder in die Praxis umzusetzen. Für das Land NRW werden etwa die Projekte „Mittelstand Innovativ“, „Digitalen und stationären Einzelhandel zusammendenken“ oder die DWNRW-Hubs aus Jülich betreut, für den Bund das bekannte Gründungsförderprogramm Exist. Insgesamt werden jährlich 1,6 Mrd. Euro Fördermittel bewilligt.
Die Förderlandschaft für Innovationen ist ungemein vielfältig. Die große Herausforderung besteht darin, für Unternehmen und Gründer*innen das jeweils passende Angebot zu finden. Ich würde mich freuen, wenn die Förderberatung – z.B. mit der einheitlichen Förderhotline 0800 26 23 008 – noch bekannter würde. Denn je früher die Beratung ansetzt, desto erfolgversprechender sind die meisten Förderanträge und umso schneller können sie auch bewilligt werden. Wir brauchen aber auch eine Diskussion über die grundsätzliche Ausrichtung der Förderung: Einerseits wird hier Steuergeld verwendet und damit geht eine große Verantwortung in der Verwendung einher, die zu Recht auch durch Prüfbehörden und Öffentlichkeit kritisch begleitet wird. Andererseits sollte dies nicht dazu führen, dass spannende, aber wirtschaftlich riskante Geschäftskonzepte von vornherein aussortiert werden. Hier brauchen wir eine neue Balance.
Das Aldenhoven Testing Center ist eine gemeinsame Einrichtung der RWTH Aachen und des Kreises Düren. Entstanden übrigens auf dem Gelände der Zeche Emil Mayrisch, wo bis 1992 noch Steinkohle abgebaut wurde. Automobilhersteller und –zulieferer können hier ihre Produkte testen, einen großen Teil der Aktivitäten macht aber die Unterstützung der anwendungsorientierten Forschung der RWTH aus. In diesem spannenden Umfeld baut Vodafone sein 5G Mobility Lab auf. Dadurch erhält die Teststrecke eine Abdeckung mit dem nächsten Mobilfunkstandard. So wird es möglich, Automotive-Lösungen in einem wirklichkeitsnahen Umfeld zu testen. Die technischen Voraussetzungen ermöglichen auch Tests auf Interoperabilität von verschiedenen Fahrzeug-Herstellern, Netzwerk-Ausrüstern und Netzbetreibern. So kann man z.B. simulieren, dass man sich im chinesischen Mobilfunknetz bewegt und die näheren Spezifikationen überprüfen.
Im Fokus steht in Aldenhoven der Aufbau einer Infrastruktur für die Mobilität der Zukunft. Die ist nicht nur emissionsfrei, sondern auch vernetzt. Wir brauchen dafür auch eine Infrastruktur, die sicher den Informationsaustausch zwischen allen Verkehrsteilnehmer*innen gewährleistet, was ein ganz zentrales Thema in Aldenhoven ist. Aber auch hier stehen große Zukunftsfragen an, auf die wir politische Antworten brauchen: Wem gehören welche Daten? Wie schützen wir die Privatsphäre, wenn immer mehr Informationen zwingend gebraucht werden? Auf welcher offenen und demokratisch kontrollierten Plattform werden sie ausgetauscht? Ich habe heute viele Hausaufgaben mitgenommen.
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