Unser demokratisches System erlebt gerade eine disruptive Phase. Wertewandel und Diskursverschiebung provozieren tiefgreifende Veränderungen, auf die die Parteien ebenso verunsichert reagieren wie die Gesellschaft insgesamt. Dabei müssten gerade sie es sein, die in diesen Umbruchprozessen den Menschen Orientierung bieten. Leider passiert auf beiden Seiten das Gegenteil, die Unsicherheit wächst – nicht zuletzt, weil Globalisierung und Digitalisierung an Dynamik zunehmen.
Nach über 50 Terminen bei Start-Ups und digitalen Initiativen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft im Rahmen meiner #weltbewegen-Tour habe ich für die RP Gründerzeit 5 Punkte gesammelt, die Parteien umsetzen müssen, um im Zeitalter der Digitalisierung nicht den Anschluss zu verlieren.
Hier geht’s zu meinem ungekürzten Gastbeitrag „Was Parteien von Start-Ups lernen können“.
- User-Zentrierung
Start-ups sind nah am Kunden. Das ist keine Floskel, sondern Methode, denn die meisten Produkte werden durch ehrliches Testen an echten Kunden weiterentwickelt. Bei Emmanuel Macrons „Grande Marche“ befragten freiwillige Helfer mehr als 100.000 Franzosen, was sie interessiert, was sie ärgert und wovon sie träumen. Die Antworten wurden schließlich zu Macrons Wahlprogramm. - Become a Part of
Start-ups sind untereinander eng vernetzt und bilden mit diversen Kooperationspartnern ein „Ökosystem“. Auch Parteien und Politiker müssen sich wieder stärker mit ihrem „Ökosystem“ aus Bürgern, Unternehmen und Zivilgesellschaft austauschen. - Offen, authentisch und Spaß dabei
Politik und Parteien müssen wieder attraktiver werden und zum Mitmachen einladen. Das bedeutet eine Kulturrevolution. Es geht um Spaß an der Parteiarbeit, an der Beteiligung, um Wertschätzung von Ideen – kurz: um die Lust, gemeinsam die Welt zu bewegen. - Start-up-Methoden
Agile Methoden sind darauf ausgelegt, möglichst schnell Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle zu entwickeln, zu testen und zu optimieren. - Think big, think radical!
„Mein Produkt ist super, warum sollten das nicht eine Milliarde Menschen nutzen?“ – dieses Selbstvertrauen von Start-up-Gründern sollten Parteien bei ihren Mitgliedern fördern und nicht verhindern. Jede Idee hat erstmal einen Pitch verdient, einen offenen und unvoreingenommenen Austausch über ihre Realitätstauglichkeit. Wer diesen Raum nicht zulässt, verhindert Kreativität und damit Wachstum.
Was denkst du? Die digitale Revolution können wir nur gemeinsam gestalten.
Kommentar verfassen
Verwandte Artikel
DIY – Kommunales Startup-Ökosystem
Startups sind Innovationstreiber. Mit ihren kreativen Ideen und ihrem feinsinnigen Gespür für Marktnischen, stehen Gründer*innen für die sozial-ökologische und digitale Transformation von Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Sie helfen uns, die Energiewende…
Weiterlesen »
Wer braucht schon schnelles Internet?
Langsamer Ausbau des schnellen Internets Erst rund 16 Prozent der Haushalte in NRW sind mit Glasfaseranschlüssen versorgt. Für die schwarz-gelbe Landesregierung gilt als „versorgt“, dass die Kabel durch die Straße…
Weiterlesen »
Wer sich nicht zu Rezo traut, den sollte dieses Land nicht zu Putin schicken!
Am Wochenende war die Landesdelegiertenkonferenz der GRÜNEN NRW. Ich habe in meiner Rede klar gemacht, dass wir die Antworten auf die Probleme unserer Zeit haben! Deswegen heißt es jetzt: Vollgas…
Weiterlesen »