Tipps für besseren Datenschutz

Große Aufregung und berechtigte Empörung: Wieder einmal gab es ein großes Datenleck, diesmal sind viele persönliche und teils sehr private Daten von Personen des öffentlichen Lebens veröffentlicht worden. Wir kennen die genauen Hintergründe nicht, wissen nicht, wer angegriffen hat, wie viele Angreifer es gab und welche Wege sie genutzt haben. Klar ist aber: Unsere Systeme sind verletzlich, wir alle sind angreifbar.

Vielen ist aber auch deutlich geworden, dass wir uns nicht nur für uns selbst schützen müssen. Digitale Selbstverteidigung ist eine solidarische Handlung. Denn in einer hochvernetzten Welt gehen bei einem Angriff nicht nur unsere eigenen Daten verloren, sondern auch die Daten unserer Freund*innen und Kontakte. Wenn wir uns schützen, schützen wir auch die Menschen, die uns nahe stehen.

Deshalb ist jetzt höchste Zeit, mal wieder für Sicherheit zu sorgen. So geht Dein Weg zum sicheren Surfen:

1 Verwende sichere Passwörter

Oh je, wer soll sich denn die ganzen Passwörter merken? Irgendwie verständlich, dass „123456“ und „password“ immer noch die am häufigsten verwendeten Passwörter sind. Das geht aber besser: Benutze ein Passwort, das aus mindestens acht großen und kleinen Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen besteht. Natürlich solltest Du nicht für unterschiedliche Dienste das gleiche Passwort nutzen und bestenfalls auch unterschiedliche Mailadressen für die Anmeldung verwenden. Mehr Tipps hier.

2 Pass auf Deine Passwörter auf

Muss man das 2019 immer noch sagen? Passwörter gehören in den Passwortmanager, in denen man mit nur einem Schlüssel auf alle Kennwörter zugreifen kann. Ein empfehlenswerter Passwortmanager ist zum Beispiel Keepass.

3 Nutze die Zwei-Faktor-Authentifizierung

Doppelt hält besser – was der Volksmund weiß, kann bei der Sicherheit im Netz nicht falsch sein. Üblicherweise hast Du nur ein Passwort, um Dich bei einem Dienst einzuloggen. Wenn jemand anderes dieses Passwort erbeutet, kann sie oder er sich sofort Zugang zu Deinen Daten verschaffen, in Deinem Namen Inhalte posten oder Dinge kaufen. Weil auch das beste Passwort verloren gehen kann, empfiehlt es sich, zumindest bei wichtigen Diensten noch einen zweiten Faktor hinzuzufügen. In der Regel ist dies ein separater Code, der vom Diensteanbieter aufs Smartphone geschickt wird.

4 Facebook

2,3 Milliarden weltweit nutzen es, in Deutschland sind 32 Millionen Menschen auf Facebook, davon 23 Millionen täglich*. Der Facebook-Algorithmus sortiert unsere Sicht auf die Welt. Facebook ist für viele zum Tor zur Welt geworden. Weil wir hier praktisch unser gesamtes persönliches Netzwerk offenbaren, ist Facebook ein besonders sensibler Bereich, um dessen Sicherheit wir uns wirklich Gedanken machen sollten. Das beginnt beim Passwort und der Zwei-Faktor-Authentifizierung, geht aber noch weiter. Natürlich sollten wir uns immer wieder hinterfragen, ob wir einen bestimmten Inhalt wirklich veröffentlichen wollen, regelmäßig die Privatsphäre-Einstellungen checken und immer wieder entscheiden, wer welche Beiträge zu sehen bekommen soll. Was wir nicht tun sollten: Unsere Facebook-Identität überall hin mitnehmen. Deshalb solltest du z.B. auf das „Login by Facebook“, das viele andere Plattformen anbieten, verzichten. Datenschutz-Tipps für Facebook findest Du hier.

*Quelle: Facebook-Börsenbericht November 2018

5 Nutze vertrauenswürdige Mailanbieter

917 Milliarden Mails wurden in Deutschland im Jahr 2018* verschickt: Rechnungen, Urlaubsgrüße, Katzenfotos, politische Papiere und noch vieles mehr. Ein unglaublicher Datenschatz, den viele unseriöse Datenhändler nur zu gerne ausbeuten würden. Schau Dich um, welcher Anbieter vertrauenswürdig ist – mehr Infos gibt es hier.

*Prognose, Quellen: Web.de; The Radicati Group

6 Verwende sichere Messenger

Nein, WhatsApp ist kein Messenger, den Du verwenden solltest, wenn Dir Datenschutz wichtig ist. Besser sind Signal, Threema oder Telegram. Zum einen, weil die Anbieter selbst kein Schindluder mit den Daten ihrer Kund*innen treiben, zum anderen, weil sie sehr sicher gegen Angriffe von außen sind. Ja, diese Messenger kosten Geld, aber Whatsapp kostet Freiheit.

7 Cloud

Daten in der Cloud abzulegen ist praktisch. Deshalb gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Anbietern. Aber nicht alle sind vertrauenswürdig. Und auch insgesamt sollte man sich, bevor man einen Cloud-Dienst nutzt, fragen, ob dies tatsächlich erforderlich ist. Denn egal, welchem Anbieter man seine Daten überlässt: Ein Stück Souveränität muss man immer abgeben. Der verbreitetste Anbieter Dropbox ist außerdem mit erheblichen Datenschutz-Mängeln behaftet. Infos zu Alternativen gibt es hier.

8 In freien WLANs sicher surfen

Frei zugängliche, öffentliche WLANs sind super: Schnell von unterwegs Mails checken, den Tisch fürs Abendessen reservieren oder die nächste Zugverspätung nachsehen. Theoretisch ist ein komplett offenes WLAN – sofern Du Deinen Rechner oder Smartphone nicht schützt – aber auch ein Einfallstor für alle, die auf Deine Daten zugreifen wollen. Einige Tipps, wie Du Dich schützen kannst, findest Du hier.

9 Mails verschlüsseln

Das ist der Klassiker der digitalen Selbstverteidigung! Verschlüsselung funktioniert so: Der eigentliche Text wird vor der Übermittlung in einen unlesbaren Zeichensalat umgewandelt, und nur die Empfängerin oder der Empfänger Deiner Mail ist in der Lage, diesen Salat wieder zu etwas Sinnvollem zusammenzusetzen. Dafür gibt es prima technische Lösungen, mit denen sich Verschlüsselung leicht installieren lässt. Wie das geht, steht hier. Und: Verschlüsselung ist auch ein Werkzeug für Protest. Denn noch ist sie so selten, dass Geheimdienste verschlüsselte Mails bevorzugt „bearbeiten“. Wer also nur Pizzarezepte und Urlaubsfotos mit verschlüsselten Mails versendet, ist sicher unterwegs und ärgert zugleich die NSA!

10 Festplatte verschlüsseln

Eine Festplattenverschlüsselung hilft vor allem dann, wenn der Laptop in unbefugte Hände geraten ist. Das Passwort (siehe oben) hilft, aber wenn die Festplatte ausgebaut und an einen anderen Rechner angeschlossen wird, sind Deine Daten sofort in fremden Händen. Damit Dir das nicht passiert: Festplatte verschlüsseln – mit diesen Tipps.

11 Virenscanner aktualisieren und Firewall nutzen

Auch das klingt nach Binsenweisheit: halte Deinen Virenscanner aktuell und benutze ihn auch. Du solltest Deinen PC mindestens einmal im Monat nach Viren absuchen lassen. Benutze außerdem auch eine Firewall, die Angriffe von außen abwehrt. Du solltest auch alle anderen Programme und das Betriebssystem stets aktuell halten. Die Updates für das Betriebssystem beim Handy sind kein Marketing-Gag Deines Anbieters, sondern meist konkret im Dienst Deiner Sicherheit.

12 Auskunftsrechte nutzen

Nicht Verteidigung ist die beste Verteidigung, sondern Angriff ist die beste Verteidigung. Also, Ihr Datenverticker, Privatsphärenknacker und Sammelwütige, nehmt Euch in Acht! Denn hier kommen Leute, die Euch nicht mehr einfach so machen lassen, sondern Euch auf die Finger schauen. Als Bürger*innen und als Kund*innen haben wir Auskunftsrechte. Die sind nicht immer ganz so stark, wie es sich Datenschützer*innen wünschen würden, sie lassen manchmal Hintertüren und oft genug werden sie auch einfach ignoriert. Dann heißt es: Nicht aufgeben, sondern weiterfragen. Hier findet Ihr alles zu Auskunftsrechten.

13 Aufmerksam sein und sich informieren

Na, hat WhatsApp mal wieder seine AGB geändert und gibt Deine Daten weiter? Oder sammelt Facebook noch ein paar Daten mehr? Und, wie war das, irgendwas war doch auch bei Amazon? Das wichtigste ist, dass Du Dich regelmäßig informierst. Verfolge unabhängige Berichterstattung über digitalpolitische Entwicklungen. Lass Dich fitmachen bei einer Cryptoparty. Und gib Dein Wissen weiter an deine Freund*innen. Denn ich finde: Das Netz ist eine phantastische Demokratiemaschine und wir müssen unsere digitale Freiheit verteidigen. Das gelingt am besten, wenn wir alle gemeinsam was tun!

2 Kommentare

  1. kartoffelsalat

    Viele nützliche Tipps, danke! Ein paar Kommentare zum Punkt „Messenger“:

    – telegrams Serverkomponente ist keine freie Software; ob telegram nicht auch Schindluder mit den Daten treibt ist ziemlich unklar
    – threema ist gar keine freie Software, man muss dem Anbieter komplett vertrauen
    – signal ist freie Software, aber zentralisiert (es gibt nur einen Server, der zudem in den USA steht; bei Zugriff z.B. durch die NSA müssen die Betreiber Daten rausrücken und dürfen dass aber nicht bekannt geben!)
    – alle Empfehlungen verquicken die Telefonnummer mit Chatdiensten, dabei haben Messenger technisch nichts mit Telefonnummern zu tun (sprich: Telefonnummer ist ein nicht benötigtes Datum für den Betrieb).

    Ich persönlich nutze und empfehle bereits seit Jahren das dezentrale Messengersystem XMPP. Vorteil hier: JedeR halbwegs technisch versierte NutzerIn kann einen eigenen Server einrichten, alle Server kommunizieren untereinander (so wie man es auch von e-Mail Servern gewohnt ist). So bleibt das gesamte System dezentral (deutlich schwieriger anzugreifen) und unter voller Kontrolle der NutzerInnen. Für reine AnwenderInnen gibt es bereits genug XMPP-Provider (siehe z.B. Server-Liste unter https://compliance.conversations.im/ ).
    Hier gibt es viele weiterführende Informationen: https://www.freie-messenger.de/sys_xmpp/

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