Direktdemokratische Verfahren boomen in Deutschland. Das bestätigt auch der Verein Mehr Demokratie e.V. in seinem kürzlich vorgestellten Volksbegehrensbericht 2019. Für Nordrhein-Westfalen gilt dieser Trend jedoch nur eingeschränkt. Ein zu hohes Einleitungsquorum von acht Prozent und damit 1,2 Millionen Unterschriften erschwert Volksbegehren und Volksentscheide in NRW massiv. In keinem Bundesland ist die Hürde höher. Damit die Menschen auch bei uns häufiger mitbestimmen können, fordere ich ein niedrigeres Quorum. Auch als Mitglied der Enquetekommission „Subsidiarität und Partizipation. Stärkung der parlamentarischen Demokratie“ im Landtag
Die politische Kultur hat sich bei vielen Bürger*innen, Verbänden und Initiativen verändert. Sie wollen sich immer stärker und häufiger einbringen. In anderen Bundesländern gehören Volksbegehren zu einer lebendigen Demokratie mittlerweile ganz selbstverständlich dazu. Die zeigte zuletzt eindrucksvoll das Volksbegehren in Bayern zum Erhalt der Artenvielfalt.
Gerade bei Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit wollen mehr Menschen mitentscheiden
Der Volksbegehrensbericht zeigt deutlich, dass die Bürger*innen insbesondere bei sozialen und ökologischen Themen Lust haben mitzuentscheiden. Versteht man direktdemokratische Verfahren als inhaltliches Korrektiv zwischen den Wahlen, lässt das einen Schluss zu: Die Bürger*innen fordern bei Umweltschutz und Gerechtigkeit deutliche Korrekturen ein. Hier wollen sie Probleme aufgreifen, die die Politik aus ihrer Sicht entweder nicht entschieden genug oder falsch angeht.
Volksbegehren vereinfachen, Bürger*innen selbst entscheiden lassen
Eine starke Demokratie lebt von der aktiven Partizipation. Deswegen wollen wir die bisherige Acht-Prozent-Hürde bei Volksbegehren senken und den Bürger*innen in NRW so echte politische Einmischung zu ermöglichen. Bisher spielt vor allem die Volksinitiative bei uns eine Rolle, die jedoch lediglich eine Befassung des Landtags mit einem Thema einfordert. Mit einem praktikablen Volksbegehren könnten Bürger*innen eine Entscheidung des Landtags über ihre Vorschläge erzwingen.
Schwarz-Gelb setzt auf Demokratieabbau statt mehr Beteiligung
Leider zeigt die schwarz-gelbe Landesregierung kein Interesse daran, die politische Mitbestimmung in NRW zu erhöhen. Im Gegenteil setzt sie mit der Abschaffung der Stichwahl bei den (Ober-) Bürgermeister*innen- und Landratswahlen auf Demokratieabbau, um die eigene Machtposition in den Kommunen zu sichern.
Kommentar verfassen
Verwandte Artikel
Pressemitteilung: Einfluss Chinas an Hochschulen ist nicht akzeptabel
Zu den Presseberichten, dass China Lesungen aus einer Biografie über Xi Jinping an Universitäten unter anderem in Nordrhein-Westfalen verhindert haben soll, erklären Berivan Aymaz, Sprecherin für Internationales, und Matthi Bolte-Richter, Sprecher für…
Weiterlesen »
Mehr Tempo bei der digitalen Infrastruktur
Letzte Woche Freitag habe ich eine Rede im Landtag zum Thema Digitalisierung gehalten. Der Anlass war der zweite Digitaltag. In meiner Rede habe ich klar gemacht, dass sich unser Land…
Weiterlesen »
Mehr politische Beteiligung beim Klimaschutz – Einsetzung eines Klimabürgerrates für NRW!
Heute fordern wir im Landtag NRW einen #Bürgerrat für das Klima NRWs! Zufällig ausgeloste Bürger:innen sollen über unseren besten Weg und die in NRW nötigen Schritte zur #Klimaneutralität beraten. Mehr…
Weiterlesen »