Bildung für das 21. Jahrhundert

Seit Sommer 2018 haben wir GRÜNE NRW in unserer Bildungskommission über unser Bildungskonzept der Zukunft diskutiert. Ich durfte in der Kommission als wissenschaftspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion mitwirken. Was wir geschafft haben, ist ein großer Sprung nach vorn: In unserem Abschlussbericht und dem jetzt auf dem Parteitag beschlossenen Forderungskatalog denken wir nicht mehr von den Strukturen her, sondern von unserem Bildungsverständnis: Alle Bildungsinstitutionen müssen junge Menschen (und natürlich im lebensbegleitenden Lernen auch die Älteren) für eine Welt im Wandel fit machen und fit halten. Bildung muss für die tiefgreifenden Veränderungen etwa durch die Digitalisierung vorbereiten. Zwei Drittel der Menschen, die heute zur Schule gehen, werden in Jobs arbeiten, die wir heute noch gar nicht kennen – eine enorme Herausforderung! Zugleich sehen wir die Kitas, Schulen und Hochschulen als die zentralen Orte bei der Sicherung der demokratischen Gesellschaft. Demokratische und gesellschaftliche Verantwortung sind gerade in der heutigen Zeit die wichtigsten Werte, die Bildung vermitteln muss. Bildung kann Chancen schaffen und Aufstieg ermöglichen, aber dafür brauchen wir gut aufgestellte Institutionen. Eine Bildungsfinanzierung der Zukunft muss Ungleiches ungleich behandeln, d.h. denen mehr Ressourcen geben, die sie auch tatsächlich benötigen. Und noch eines ist klar: Ein Bildungssystem für das 21. Jahrhundert muss inklusiv sein!

Die Digitalisierung ist zugleich eine Herausforderung, auf die das Bildungssystem vorbereiten muss, andererseits aber auch eine immense Herausforderung für das System selbst. Wir wollen die Digitalisierung als Motor des Wandels nutzen. Sie erfordert, Konzepte und liebgewonnene Traditionen zu hinterfragen, Neues zu wagen. Zugleich ist sie für uns Werkzeug, wenn wir mehr Individualisierung und Flexibilisierung ins System bringen wollen – denn das ist die Grundvoraussetzung, wenn sich das System den Lernenden anpassen soll und nicht umgekehrt. Die Digitalisierung unterstützt – gut begleitet und mit ausreichenden Mitteln hinterlegt – den Wandel in der Schulkultur: Wenn sich alle gemeinsam auf einen Weg machen, müssen und werden sie stärker gemeinsam und gemeinschaftlich arbeiten.

Wir haben uns auf den Weg gemacht, sind bei unseren Konzepten aber noch längst nicht in jedem Detail mit der Arbeit fertig. Wir arbeiten – auch über das parlamentarische Alltagsgeschäft hinaus – weiter an Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs und die wissenschaftlichen Beschäftigten, die sich heute von Projekt zu Projekt, von Befristung zu Befristung hangeln.

Wissenschaft darf nicht auf Ausbeutung basieren. Sondern Wissenschaft muss auf Erkenntnisse zielen, die uns Antworten auf die großen Fragen unserer Zeit geben. Und selbstverständlich findet Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung statt.

Freiheit heißt im Wissenschaftsbetrieb auch die Freiheit zu entscheiden, wie ich als Lernende*r lernen will. Freiheit bedeutet auch, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Deshalb stellen wir uns gegen neue Anwesenheitspflichten, Verschulung und Gängelung. Wir streiten für ein Recht auf gute Lehre für die Studierenden und für beste Bedingungen für die Lehrenden, gute Lehre auch anbieten zu können. Denn das geht nur, wenn es übersichtliche Lerngruppen, gute Infrastruktur und sichere Perspektiven gibt. Schließlich muss sich der Stellenwert der Lehre innerhalb des Hochschulsystems nach wie vor verbessern.

Es ist töricht, dass die Landesregierung alle Fortschritte der letzten Jahre mit ihrem neuen Hochschulgesetz gerade rückabwickelt. Die Zivilklausel, der Rahmenkodex für gute Beschäftigungsbedingungen und die Stärkung der demokratischen Mitbestimmung – alles wird abgeschafft oder zurückgefahren. Schwarz-Gelb nennt das Bürokratieabbau. In Wahrheit ist es aber organisierte Verantwortungslosigkeit.

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