#weltbewegen: Casa Chef und ID4us

Am 13. Februar wurde meine Tour international. Ich besuchte das Startup Casa Chef im niederländischen Lemiers, das allerdings nur einen Katzensprung von Aachen entfernt ist. Casa Chef ist eine Plattform für Social Dining, d.h. Menschen können sich über die Plattform zum Essen verabreden und andere Menschen zu sich nach Hause einladen. Gastgeber kochen für Ihre Gäste ein Drei-Gänge-Menü, für das jeder Gast einen Kostenbeitrag in Höhe von maximal 15 € bezahlt. Als Hobbyprojekt gestartet, ist Casa Chef seit Oktober 2017 im Vollbetrieb, und mittlerweile können sich Menschen in Aachen, wo das Projekt ursprünglich startete, aber auch in Koblenz, Köln, Mönchengladbach, Duisburg und Essen verabreden. Neben der Plattform bietet Casa Chef auch verschiedene Events an, z.B. werden in Kunstgalerien Werke „nachgekocht“.

Mein Kommentar „Casa Chef ist ein tolles Projekt, das durch die Digitalisierung, der immer unterstellt wird, für Vereinsamungsprozesse verantwortlich zu sein, Menschen wieder zusammenbringt. Ich habe mitgenommen, dass die eigentlich wünschenswerte Schwerpunktbildung bei der Technologie- und Unternehmensförderung nicht immer zum Vorteil von Unternehmen ist, die sich in einer anderen Nische bewegen. So wurde mir von Casa Chef gespiegelt, dass in Aachen zwar gute Unterstützungsangebote für Technologieunternehmen bestehen, es aber schwierig sei, Beratung und Netzwerke für sozial orientierte Unternehmen zu finden. Nicht zuletzt deshalb hat sich Casa Chef in Lemiers niedergelassen, versteht sich aber nach wie vor als Aachener Unternehmen. Das zeigt sich auch darin, dass noch etwas mehr als die Hälfte der 2200 Mitglieder der Community in Aachen aktiv sind.“

 

Meine zweite Station war das Unternehmen ID4us in Duisburg, bei dem es sich um ein Startup handelt, das eine Ausgründung der Universität Duisburg Essen ist. ID4us will eine Art neues RFID System entwickeln. Dafür ist das Unternehmen Kooperationspartner in zwei großen Forschungsprojekten. Erstens ein Leitmarktprojekt des Landes NRW, bei dem ID4us als Entwicklungspartner daran mitwirkt, eine möglichst exakte Beobachtung der Lebenszyklen von Maschinen und Werkzeugen durch RFID zu gewährleisten. Das zweite Forschungsprojekt, an dem ID4us als Leadpartner beteiligt ist, ist ein Projekt aus dem Interregprogramm, an dem die Universität Twente, die Universität Duisburg-Essen sowie zwei deutsche und zwei niederländische Unternehmen beteiligt sind. Ziel ist hierbei, einen komplett druckbaren, flachen und weniger anfälligen RFID Chip zu entwickeln, der perspektivisch ein Ersatz für den hergebrachten Barcode werden könnte. Hierbei kommen auch Nanotechnologien zum Einsatz.

„Aus dem Gespräch bei ID4us nehme ich mit, dass die Leitmarktwettbewerbe eigentlich gerade für Ausgründungen aus Hochschulen einen guten Rahmen darstellen, weil sie eine Entwicklung von Produkten und Geschäftsmodellen auch in kleinen Schritten ermöglichen. Darin unterscheiden sie sich von den Erwartungen von Venture Capital Gebern. Allerdings sind die langen Erstattungszeiträume der öffentlichen Zuschüsse für Startups ein Problem, weil in dieser Zeit (bis zu sechs Monate) für Startups die Sicherung der Liquidität gewährleistet sein muss. Das zweite große Thema in meinem Gespräch bei ID4us waren die konkreten Bedingungen für Ausgründungen aus Hochschulen. Da der Gründer von ID4us selbst Professor an der Universität Duisburg-Essen ist, haben wir viel darüber gesprochen, welche Vorteile es hat, wenn Professorinnen und Professoren Gründungserfahrung haben. Sie können dann den Geist von Gründung und Startup in die Hochschule zu den Studierenden tragen. Hierbei sollte beachtet werden, dass Studierende und Professor*innen bzw. Doktorand*innen unterschiedliche Unterstützung brauchen. An der Universität Duisburg-Essen beispielsweise gibt es einen Kurs „Small Business Management“, für den demnächst Creditpoints vergeben werden. Es wäre zielführend, derartige Inhalte zumindest in bestimmten Fachrichtungen verpflichtend ins Curriculum aufzunehmen, wodurch mehr Studierende erreicht werden könnten. Über solche Vorhaben müssen aber die Unis selbst entscheiden können. Politik sollte aber insgesamt Anreize setzen, damit die Hochschulen ihre Aktivitäten zur Unterstützung von Gründerinnen und Gründern ausweiten. Bei Professor*innen und Doktorand*innen besteht die größte Herausforderung darin, ein Matching mit ausgebildeten Kaufleuten zu ermöglichen, um etwaige Ausgründungen durch betriebswirtschaftliches Know-how zu unterstützen.“

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