DIY – Kommunales Startup-Ökosystem

Startups sind Innovationstreiber. Mit ihren kreativen Ideen und ihrem feinsinnigen Gespür für Marktnischen, stehen Gründer*innen für die sozial-ökologische und digitale Transformation von Gesellschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Sie helfen uns, die Energiewende zu vollenden und smarte Lösungen für soziale und gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln.
Deshalb wollen wir überall in NRW beste Bedingungen für Startups schaffen. Bisher bleibt viel Potenzial liegen, gerade auch bei der schwarz-gelben Landesregierung, die ihre öffentliche Startup-Förderung auf die Metropolen und  großen Universitätsstädte in NRW konzentriert. Wir machen immer wieder klar: nicht nur dort finden sich gute Ideen, die die Welt bewegen können. Für uns steht fest: Innovationen entstehen vor Ort, dort wo Herausforderungen mit neuen Ansätzen gelöst werden.
Um diese Potenziale zu heben, brauchen wir mehr kommunale Startup-Ökosysteme. Bei meiner Veranstaltung „Startups kommunal fördern“ haben wir uns vor einigen Monaten darüber ausgetauscht, wie kommunale Startup-Förderung aussehen kann. Gäste waren Julia Post, Gründerin und Grüne Stadträtin aus München, und Frank Balkenhol, Leiter der Wirtschaftsförderung in Solingen. Die Erkenntnisse dieser Veranstaltung haben wir in dieser Arbeitshilfe zusammengefasst.  Hier findet ihr Tipps, um die Entstehung und Entwicklung eines Startup-Ökosystems vor Ort anzustoßen und Startups kommunal zu fördern. Wenn Ihr konkrete Initiativen bei Euch vor Ort plant, lasst es uns gerne wissen. Wir freuen uns auch über Rückmeldungen mit weiteren gelungenen Beispielen.

Bei Rückfragen steht Michael Kersken, wissenschaftlichen Mitarbeiter für Wissenschaft, Innovation und Digitalisierung (michael.kersken@landtag.nrw.de; 0211 884 2188), bereit.  

5 Tipps, wie Kommunen Startups fördern können:

   1. Gemeinsame Strategie entwickeln und Ausdauer mitbringen

Startup-Ökosysteme können ganz unterschiedlich entstehen. Nicht selten gibt es einzelne Visionär*innen aus der Privatwirtschaft oder aber auch aus der Wirtschaftsförderung. Ist letzteres der Fall, muss man sich im Klaren darüber sein, dass Startup-Förderung anders funktioniert als klassische Gründungsförderung. Entsprechend sind andere Beratungsangebote und Strukturen erforderlich. Was die jeweils aktuellen Herausforderungen von Startups sind, die adressiert werden müssen, lässt sich z.B. dem Deutschen Startup Monitor entnehmen. Eine Förderstrategie muss in jedem Fall auf diese Themen antworten geben, denn Startups sind auf schnellen Erfolg und damit auch auf schnelle und passende Unterstützung ausgerichtet. Wenn die Kommune selbst bzw. die kommunale Wirtschaftsförderung Treiberin der Entwicklung sein soll, braucht es zu allererst ein politisches Commitment auf die Absicht, ein Startup-Ökosystem voranzutreiben. Gemeinsam mit Visionär*innen und weiteren Netzwerkpartner*innen (dazu auch Punkt 4) wird eine gemeinsame Strategie zur Entwicklung eines Startup-Ökosystems entwickelt. Dabei steht die Frage im Zentrum: was können wir bieten, was uns einzigartig macht? Wichtig dabei ist sich bewusst zu machen, dass die Strukturen langsam aufgebaut werden und wachsen müssen.Außerdem brauchen sie Platz und Unterstützung von der kommunalen Verwaltung. 

Good Practice:
https://gruenden.wuerzburg.de

   2. Innovationsnetzwerke aufbauen

Ob Hochschulen, mittelständische Betriebe, kommunale Verwaltungen oder die Kreativwirtschaft – gute Ideen finden sich an vielen Orten. Diese müssen vor Ort identifiziert werden. Die Netzwerke sind dazu da, dass aus Ideen Startups werden und diese wachsen können. Die Verschiedenheit der Ideen muss im Netzwerk anschlussfähig sein. Deshalb müssen möglichst viele Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Finanzsektor aber auch Mentor*innen einbeziehen, die alle an einem Strang ziehen. Das bedeutet auch ein Umdenken für die Arbeit der Wirtschaftsförderungen: Statt wie bisher den Flächenfraß durch die Ausweisung immer neuer Gewerbegebiete voranzutreiben, müssen die kommunalen Wirtschaftsförderungen heute die Gründungskultur, Innovationskraft und Offenheit für unkonventionelle Ideen fördern.  Netzwerke sollten sich am örtlichen Bedarf orientieren und regionale Stärken stärken. Startups sind gerade für den Mittelstand – das Rückgrat unserer NRW-Wirtschaft – eine wichtige Innovationsquelle. Angesichts des nach wie vor zu niedrigen Digitalisierungsgrads im Mittelstand sollte bei der Netzwerkarbeit gerade in den ländlichen Räumen hier ein besonderer Schwerpunkt gelegt werden.

Good Practice: 
https://www.3dnetzwerk.com/3d-startup-campus-nrw-in-solingen/
Einige Impulse zur Startup-Kultur gerade in den ländlichen Räumen findet ihr im Impulspapier „Stadt & Land – Innovativ & Digital“ .

   3. Attraktive Orte für Innovationstreibende schaffen

Raum für Kreativität, Experimente und Entwicklung sind zentraler Baustein für Startups. Verwaltung, Netzwerker*innen und Gründer*innen suchen gemeinsam nach lokalen Lösungen. Im Unterschied zum klassischen Gründerzentrum, wie sie in den 1990er Jahren entstanden sind, sollten Startup-Räume eher in den Stadt- oder Ortskernen angesiedelt sein und sich auch eher als öffentliche Orte verstehen, wo Innovationen erlebbar gemacht und Austausch ermöglicht werden. Angeschlossene Gastronomie, Repair-Cafés oder Maker Spaces erhöhen die Nutzungsfrequenz, So können örtliche Innovationszentren auch als Arbeitsorte für ortsansässige Unternehmen oder die Verwaltung attraktiv werden. Das gekonnte Zusammenspiel von Coworking, Event- und Netzwerkprogrammen sollen Möglichkeitsräume eröffnen. Die Voraussetzungen in Ballungszentren unterscheiden sich oft grundlegend von ländlichen Kommunen. Durch Anreizsysteme, wie kostenlose Nutzungsbudgets oder Nutzungsgutscheine, werden Gründer*innen angezogen. In den ländlichen Räumen gab es auch in anderen Ländern Modellprojekte mit mobilen Coworking-Spaces. 

Good Practice: 
https://dorfbueros-rlp.de/https://www.gut-sg.de/index.php
https://www.nordstadtblogger.de/gutschein-fuer-das-erste-buero-gruenderinnenzentrum-dortmund-unterstuetzt-unternehmensfreudige-frauen/
https://coworkland.de/de
https://openinnovationcity.de/

   4. Regionale Gründerfonds

Die Finanzierung guter Ideen ist ein zentraler Baustein für den Erfolg von Startups. Hier bieten Land und NRW.Bank verschiedene Möglichkeiten an, um gerade die frühen Gründungsphasen zu überstehen. Diese können auf lokaler Ebene sinnvoll und individuell ergänzt werden. Neben immateriellen Angeboten wie Gutscheinen für Corworking-Spaces oder der kostenlosen Bereitstellung von Verwaltungsleistungen oder kommunalen Daten, können auch eigene Innovationspreise ausgelobt werden. Wichtigste Ergänzung sind aber sicherlich regionale Gründerfonds, über die Startups in den ersten Finanzierungsrunden an Wagniskapital kommen können. Hier können sich ortsansässige Unternehmen, die Kommune, Banken zusammenschließen. Regionale Seed.Fonds werden von der NRW.Bank kofinanziert.

   5. Für Sichtbarkeit und Austausch sorgen

Startups leben in ihrer Entwicklung davon, dass sie von potenziellen Mentor*innen, Investor*innen, Geschäftspartner*innen oder Kund*innen gesehen werden. Hierfür können lokale Pitches, thematische Hackathons, Summit-Events oder kommunale Innovationspreise aufgesetzt werden. Gerade bei der digitalen Transformation von Unternehmen oder Verwaltungen, aber auch beim Lösen von sozialen Herausforderungen können auch Reverse- oder Problem-Pitches ein gutes Hilfsmittel sein, um Kooperationen zu generieren. Wichtig bei der Förderung von Startups ist neben der Sichtbarkeit nach außen, aber auch eine aktive und stark vernetzte Community. Startups leben vom regelmäßigen Erfahrungsaustausch. Sei es bei monatlichen Gründerstammtischen, der dazu dienen kann, sich in ungezwungener Atmosphäre über den Gründungsalltag auszutauschen. Oder bei Fuckup Nights, bei denen das Scheitern im Fokus steht und als Chance verstanden wird. Schließlich sind auch Elemente der klassischen Wirtschaftsförderung durchaus hilfreich, um die kommunale Sichtbarkeit als Startup-Standort zu erhöhen. Einheitliche Logos und Hashtags, die auf den Veranstaltungen und Formaten genutzt werden, stärken den Wiedererkennungswert und die Außenwahrnehmung der Startup-Szene als Marke. Diese könnte sich auch überregional zu einer Art Qualitätssiegel entwickeln und so die Aufmerksamkeit neuer Akteure auf die Region lenken, Dabei könnten auch eine gemeinsame Internetpräsenz, die Nutzung von Social-Media-Kanälen, aber auch die analogen Medien eine wichtige Rolle spielen.Gleichzeitig stärkt sie den Zusammenhalt und Austausch innerhalb der Community.

Good Practice:
https://berg-pitch.de/
https://hinterland-of-things.de/
https://smartcitypitch.de/
https://fun-ruhr.de/

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